Same but different

Dr. Stacy Sims, eine Sport- und Ernährungswissenschaftlerin, macht in ihrem Buch ROAR deutlich, dass wissenschaftliche Erkenntnisse in den meisten Fällen auf Studien mit Männern basieren.
Frauen unterscheiden sich jedoch nicht nur durch Größe, Gewicht, Statur und äußerliche Geschlechtsmerkmale von Männern.
Ganz im Gegensatz zu den Männern durchlaufen Frauen im geschlechtsreifen Alter einen monatlichen Zyklus, sofern sie nicht hormonell verhüten.
Dieser ist durch die Geschlechtshormone gesteuert und hat einen enormen Impact auf Laune, Appetit, Sex-Drive, körperliches Wohlbefinden, physische und mentale Leistungsfähigkeit und vieles mehr. Bei Männern hingegen bleiben die Hormone relativ stabil.
Somit können die Ergebnisse aus Studien nicht automatisch auf Frauen angewendet werden, was in der Realität allerdings nach wie vor passiert.

Das monatliche Auf und Ab

Die Monatsblutung ist nach wie vor ein tabuisiertes und schambehaftetes Thema. Dabei wäre unsere Spezies schon längst ausgestorben, wenn Frauen nicht bluten würden.

Meist können in der ersten Zyklushälfte, beginnend mit der Regelblutung, physischer Stress wie ein Training als auch psychischer Stress leichter weggesteckt werden. Während der Regelblutung und den darauffolgenden Tagen haben Frauen nämlich tendenziell ähnliche Voraussetzungen im Training wie Männer. Sie fühlen sich kräftig, können gut Muskeln aufbauen, haben eine hohe Schmerztoleranz und erholen sich rasch von Belastungen.

In der zweiten Zyklushälfte nach dem Eisprung, auch als Hochhormonphase oder Lutealphase bezeichnet, kann es jedoch sein, dass sich der Körper träger anfühlt und die Leichtigkeit im Training verloren geht.
Es konnte in Studien nachgewiesen werden, dass die Kraft und die aerobe Kapazität (die über die Atmung aufgenommene Sauerstoffmenge, um die benötigte Energie im Arbeitsmuskel zu decken) etwas sinken. Dementsprechend schwerer ist es zB Muskeln aufzubauen.
Nicht zu vergessen, leiden viele Frauen in dieser Zeit unter Gelüsten nach Süßem, haben Stimmungsschwankungen, Kopfschmerzen, Verdauungsprobleme und fühlen sich aufgebläht. Diese Symptome werden unter dem Begriff PMS (Prämenstruelles Syndrom) subsumiert.

Der Zyklus als neues Potenzial

Immer mehr Athletinnen nehmen in der Trainingsplanung Rücksicht auf ihren Zyklus und können dadurch ungeahnte Potenziale ausschöpfen. Stacy Sims empfiehlt auch Breitensportlerinnen, sich mit ihrem Menstruationszyklus auseinander zu setzen. Frauen nutzen die Möglichkeiten, die ihnen ihr Körper bietet meist viel zu wenig.

Die einfachste Methode, sich selbst besser kennenzulernen, ist das Tracking. Dabei werden die einzelnen Phasen und die damit einhergehenden Symptome digital oder analog erfasst. Mittlerweile gibt es bereits zahlreiche Apps, die das Sammeln und Aufbereiten der Daten einfach machen. Oder man wählt die klassische Methode und nutzt einen altbewährten Kalender. So oder so, die Infos über den eigenen Körper können in vielerlei Hinsicht nützlich sein.

Um Fortschritte im Training zu sehen und nicht gegen sondern mit dem eigenen Körper zu arbeiten, macht es Sinn, die Erkenntnisse um den eigenen Zyklus einfließen zu lassen.
Wer sich tiefergehend mit der Materie beschäftigen will, sollte sich das Buch ROAR unbedingt zu Gemüte führen!

Literaturquellen:

Youtube TEDxTalk: Women are Not Small Men: a paradigm shift in the science of nutrition | Stacy Sims | TEDxTauranga

Stacy T. Sims, PHD: ROAR; How to match your food and fitness to your female physiology for optimum performance, great health, and a strong, lean body for life. Rodale, 2016